Beitrag von Herrn Bundesminister des Auswärtigen Heiko Maas anlässlich des 45. Jubiläums der Aufnahme dipplomatischer Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland

 

 

Vor 45 Jahren haben die Bundesrepublik Deutschland und die Sozialistische Republik Vietnam diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dieses Jubiläum bietet die Gelegenheit, um auf die Höhepunkte der deutsch-vietnamesischen Zusammenarbeit und Freundschaft zurückzublicken.

 

 

Mit der Strategischen Partnerschaft, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Präsident Truong Tan Sang vor neun Jahren vereinbart haben, wurde ein Meilenstein gesetzt. Diese Partnerschaft spiegelt die gewachsene Qualität und Bedeutung der deutsch-vietnamesischen Beziehungen in allen Bereichen wider und hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Grundlage für unsere bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit entwickelt.

 

 

Im Dezember 2019 konnte der neue Strategische Aktionsplan indossiert werden, der stärker als bisher an gemeinsamen Interessen ausgerichtet ist und die veränderten Rahmenbedingungen, insbesondere Vietnams rasanten wirtschaftlichen Aufstieg, reflektiert.

 

 

Die Beziehungen unserer Länder basieren auf einer Vielzahl gemeinsamer Interessen, zu denen insbesondere die Stärkung des Multilateralismus und die Wahrung der regelbasierten Ordnung gehören. In ihrer Eigenschaft als nichtständige Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in dem beide im Jubiläumsjahr vertreten sind, setzen sich Deutschland und Vietnam mit Nachdruck für einen starken Multilateralismus ein.

 

 

Multilaterales Handeln ist wichtiger denn je. Die COVID-19-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, dass globale Krisen nur gemeinsam überwunden werden können. Auch mit dem ASEAN-Vorsitz und EU-Ratspräsidentschaft, die für Vietnam und Deutschland in diesem Jahr ebenfalls von höchster außenpolitischer Priorität sind, leisten wir gemeinsam wichtige Beiträge zur Überwindung von Krisen auf multilateraler Ebene.

 

 

Ein weiterer herausragender Baustein in den bilateralen Beziehungen ist der seit 2008 bestehende deutsch-vietnamesische Rechtstaatsdialog. Dieser konnte mit Verabschiedung des neuen Dreijahresplans im Februar auf ein neues Fundament gestellt werden.

 

 

Vietnam hat in den letzten Jahrzehnten einen beeindruckenden Weg zurückgelegt. Diese Modernisierung hat Deutschland auf vielfältige Weise partnerschaftlich unterstützt. Die vietnamesische Wirtschaft hat sich außerordentlich dynamisch entwickelt, was auch der deutschen Wirtschaft zu Gute gekommen ist, die mit rund 300 Unternehmen in Vietnam präsent ist. Deutschland ist schon jetzt Vietnams größter Handelspartner innerhalb der EU. Das Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Vietnam am 1. August 2020 wird Deutschland und Vietnam noch enger wirtschaftlich miteinander verflechten und zu mehr Wohlstand wie auch nachhaltigerer Entwicklung in beiden Ländern führen.

 

 

Das Deutsche Haus in Ho-Chi-Minh-Stadt ist Ausdruck des gewachsenen Interesses und der Wertschätzung, die sich Deutschland und Vietnam entgegenbringen. Gleichzeitig ist das Deutsche Haus ein Leuchtturmprojekt, das in die Region Südostasien hinausstrahlt und Maßstäbe für Energieeffizienz „Made in Germany“ setzt. Als Standort des deutschen Generalkonsulats sowie anderer Institutionen und zahlreicher Unternehmen dient es als kultureller sowie wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt deutscher Präsenz in Vietnam.

 

 

Deutschland und Vietnam verbinden auch in den Bereichen Kultur, Sport und Tourismus starke Beziehungen. Grundlage für die bilaterale Kulturzusammenarbeit sind das Kulturabkommen von 1990 und das Statusabkommen über die Kulturinstitute von 1997. Vietnam gehört zu den asiatischen Staaten mit einem bemerkenswert hohen Anteil an Deutschlernenden. Im Rahmen der Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ engagieren wir uns besonders stark in Vietnam. Mit Deutsch als Unterrichtssprache haben zahlreiche junge Vietnamesinnen und Vietnamesen die Chance auf ein Studium oder eine qualifizierte Ausbildung in Deutschland. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz werden sich für viele Vietnamesinnen und Vietnamesen neue Möglichkeiten ergeben, in Deutschland zu arbeiten. Das schafft die Voraussetzungen für direkte Begegnungen zwischen den Menschen in Deutschland und Vietnam.

 

 

Das Band zwischen unseren Ländern wird noch verstärkt durch die über 170.000 Menschen vietnamesischer Abstammung, die in Deutschland ihre Heimat gefunden haben. Viele Beziehungen wurden zwischen der damaligen DDR und Vietnam geknüpft. Geschätzte weitere 100.000 sind nach einem längeren Aufenthalt bei uns nach Vietnam zurückgekehrt. Diese Menschen bauen Brücken zwischen unseren Ländern und schaffen das gegenseitige Verständnis, das zentral für unsere guten bilateralen Beziehungen ist.

 

 

Zahlreiche Menschen in unseren beiden Ländern tragen durch ihre Biografien und persönlichen Erfahrungen unermüdlich zu einer Überwindung der mehr als 9.300 km, die Vietnam und Deutschland trennen, und zu einer Vertiefung der deutsch-vietnamesischen Freundschaft bei. Hierfür wird sich auch die deutsche Außenpolitik in Zukunft weiter intensiv engagieren, damit die Beziehungen auch in den nächsten Jahrzehnten noch enger und vertrauensvoller werden.
Fotoquelle: „Auswärtiges Amt / photothek.net“